Der König und das Meer 1

DER KÖNIG UND DAS MEER

Nach Texten aus: Heinz Janisch, Der König und das Meer, Carl Hanser Verlag, München 2008
Musik: Stefan Heckel, Klemens Bittmann
Szene: Alina Stockinger
Regie: Christina Scheutz
Zielgruppe: kleines und großes Publikum
Dauer: ca. 50 Minuten

Der kleine König steckt in allen von uns. Gern möchten wir manchmal zeigen, wie toll wir sind! Wir sind Könige! Aber das sind die Biene und das Meer und der Regen auch…Auf ihre Art und Weise.
Es fühlt sich gut an, wenn man das versteht und wenn man die Krone zwischendurch ganz entspannt zur Seite legen kann…Umso besser lässt sich dann gemeinsam das Leben feiern!
Ich freue mich sehr wenn mein König das Meerrauschen auch in der Steiermark hören kann…“
(Heinz Janisch)

Der König und das Meer ist eine Schatzkiste voll philosophischem Gedankengut, das in Form von 21 Kürzestgeschichten Kinder und Erwachsene beschenkt. Das Buch von Heinz Janisch handelt von einem König und von Macht, von Selbstbestimmung und Freiheit. Der kleine König erwartet immer wieder, dass ihn alle verehren, seinen Wünschen entsprechen und seinen Befehlen gehorchen. Doch in 21 sehr kurzen Begegnungen mit Naturgewalten wie dem Meer, dem Regen, dem Himmel, mit Tieren wie der Katze, mit Gegenständen wie dem Buch oder der Trompete, oder mit abstrakten Konzepten wie der Müdigkeit, wird dem König immer klarer, dass Freiheit und Toleranz das Leben viel schöner machen als Macht und Kontrolle. Auf seiner philosophischen Reise zu dieser Erkenntnis lernt er zuzuhören, innezuhalten, nachzudenken und entdeckt gleichzeitig die Komplexität und die Leichtigkeit des selbstbestimmten Seins. In der letzten Geschichte, „Der König und die Könige“ legt er sogar seine Krone ab, um gemeinsam mit all den anderen kronenlosen Königen wie z.B. Wal und Krebs im weiten Meer zu schwimmen.

Unsere Inszenierung wählt sechs Geschichten aus dem Buch aus. Beim Lesen möchte man am liebsten in jede Szene hineinschlüpfen und diese ganz langsam erleben. Gut, dass sie so kurz sind. In unserem Stück gibt es genau dafür Zeit. Kleine und große Kinder können die Geschichte verfolgen, Musik hören, die speziell zur Geschichte geschrieben wurde und sich selbst als Teil der Szene erleben.

Inszenierung:

Alina, Stefan und Klemens sind die AkteurInnen in diesem Stück. Sie wollen die Geschichten vom König und dem Meer inszenieren. Dazu brauchen sie die Kinder. Und sie müssen selbst immer wieder in unterschiedliche Rollen schlüpfen. Da gibt es die Rolle des Königs, der die Krone aufhat – und diese auch gerne mal abnimmt. Dann gibt es Tiere, Geister oder Naturerscheinungen, denen der König begegnet. Auch ein Erzähler kommt vor. Alle Rollen sind variabel, und von Szene zu Szene verändert sich, wer in welche Rolle schlüpft.

Die Kinder werden direkt ins Geschehen geholt und wirken als Gesprächspartner, als Geräuschkulisse oder mit ganz einfachen Choreografien im Sitzen oder Liegen mit. Da gibt es einmal eine Frage über das Meer in Graz, dann wieder braucht Alina ein großes Meeresrauschen oder Stefan samtige Katzenpfoten oder Klemens schnalzende Regentropfen. Oder ein Kind traut sich zusammen mit Alina in der Sonne zu liegen. Dann kann das Publikum wieder einfach der Musik lauschen und die Gedanken frei schwirren lassen.

 

Benötigte Technik/Setup
Akustisches Klavier
Zwei Lichtspots auf Stativen

Requisiten (werden mitgebracht):
Eine Seegurke/ein Schwamm als Mikro für den Erzähler
Meeresmuschel als „Telefon“ zum Meeresrauschen
Krone zum Auf- und Absetzen
Alter Badeanzug für die „Katze“ und ganz dunkle Sonnenbrille(n)
Schneemaschine (hinterlässt keine Rückstände)

 

Einblick in die ersten drei Szenen:

Musik: Ouvertüre

 

I. Szene: Vorstellung

Auf der Bühne oder eventuell im ganzen Raum verteilt: Stefan / Klemens / Alina.
Stellen sich in einer Kette vor, z.B. so:
Stefan: Das ist die Alina.
Alina: Das ist der Klemens.
Klemens: Das ist der Stefan.
Stefan: Also das ist die Alina.
Alina: Und das der Klemens.
Klemens: Und das der Stefan.
Kurze Pause.
Klemens: Ja…das ist die Alina.
Alina: Und das ist der Stefan.
Stefan: Und das ist der Klemens.
Dieses Spiel ist beliebig lang spielbar bis plötzlich von oben (eventuell vom geöffneten Flügel) mit einem Seil die Krone heruntergelassen wird. Alle schauen sie an während sie langsam herunterfährt bis sie unten angekommen ist.
Alle: Und das ist die Krone.
Die 2 Männer bleiben bei der Krone und nehmen sie vom Haken runter.
Alina: (zu den Kindern) Und ihr? … Ihr seid die Kinder, die gekommen sind, um den König und das Meer zu sehen und zu hören, oder? Aber wir haben ein kleines …
Stefan & Klemens: Aber nur ein ganz kleines…
Alina: Ja, ein klitzikleines Problem….
Die drei schauen sich ein bisschen verzwickt an und dann die Kinder.
Alina: Wir sind ja hier in Österreich und in Österreich gibt es kein Meer.
Stefan: Flüsse schon, ja die gibt’s hier….(die anderen beiden als Echo: jaja, Flüsse schon) Kennt ihr Flüsse hier in der Nähe? – Kinder antworten.
Klemens: Und Seen! (die anderen beiden: ja, Seen gibt’s auch) Kennt ihr welche?
Alina: Ah, und Schwimmbäder! Margarethenbad, Augartenbad, Eggenberger Bad, Stukitzbad, Straßganger Bad, Ragnitzbad…
Klemens und Stefan unterbrechen: Aber kein Meer!
Alina: Also wo nehmen wir das Meer dann her?
Stefan hat eine Idee. Er zieht eine Meeresmuschel aus der Tasche, hält sie ans Ohr und lauscht gespannt: Mach mal so: „schhhh….schhh“ (Rauschen)
Alina probiert es auch.
Klemens probiert es auch.
Sie haben Spaß am Rauschen und deuten den Kindern mitzurauschen. Werden lauter und leiser (wie Wellen).
Klemens, verzückt: Da haben wir das Meer, haha! Wow!
Alina und Stefan lassen auch Freudenlaute raus.
Alina, fasst sich und sagt zu den Kindern: Also, ihr seid das Meer, ok. Wir brauchen euch jetzt gleich für die erste von den Kürzestgeschichten, die wir heute erzählen wollen. Diese Geschichten sind von Heinz Janisch, das ist ein ganz toller Geschichtenerzähler und Bücherschreiber. Die erste Geschichte heißt:
Klemens & Stefan: Der König und das Meer.
Alina: So wie das ganze Stück. Also wir haben jetzt das Meer, aber dann brauchen wir nur noch den König und der könnte doch zum Beispiel ich sein (schnappt sich die Krone).
Stefan und Klemens reagieren und akzeptieren oder vielleicht gibt es eine kleine Diskussion, wer jetzt der König sein darf und es wird geknobelt oder so, aber in jedem Fall wird Alina am Ende der König für die erste Geschichte sein.
Stefan: Also, du musst rausgehen und dann majestätisch wieder reinkommen, so ungefähr (macht vor, wie er sich den Gang des Königs vorstellt).
Klemens: Oder vielleicht so. (Klemens macht seinen Königsgang vor, dabei spielt Stefan die ersten Akkorde des Königsliedes).
Alina: Mit erhobenen Haupt: Ich bin der jetzt der König…und geht ab.
Stefan und Klemens schauen sich an, ziehen die Schultern hoch und lassen sie gleichzeitig fallen.

II. Szene : Der König und das Meer

„Ich bin der König“, sagte der König
Das Meer rauschte eine Antwort
„Ich weiß“, sagte der König
Er wurde still und nachdenklich
„Ich weiß“, murmelte er
Dann hörte er lange dem Rauschen zu

Stefan (zu den Kindern): Seid ihr bereit? Wenn der König reinkommt, dann beginnen wir mit dem Rauschen, ok?
Stefan und Klemens gehen zu ihren Instrumenten und spielen „Der König und das Meer“.

Musik: Der König und das Meer

 

Königin Alina schreitet zur Musik stolz mit der Krone auf dem Kopf zur Bühne. Stefan und Klemens fangen noch während sie spielen mit dem Rauschen an und deuten den Kindern an, mitzumachen. Die Musik endet fließend. Alina wendet sich den Kindern zu und posiert immer wieder ein bisschen übertrieben und sagt schließlich:
Alina: Ich bin der König.
Klemens (in Erzählerrolle): Das Meer rauschte eine Antwort. (Klemens & Stefan deuten den Kindern an lauter zu rauschen.)
Alina: (wird kleiner und nicht mehr ganz so eingebildet, leise) Ich weiß. Ich weiß.
Klemens (in Erzählerrolle): Der König wurde still und nachdenklich. Dann hörte er lange dem Rauschen zu.
Klemens & Stefan werden gemeinsam mit den Kindern immer leiser bis es ganz still ist.
Dann schauen sich die 3 an, Alina nimmt die Krone ab, sie laufen aufeinander zu, schlagen ein, umarmen sich uns sagen sich gegenseitig und den Kinder, wie die Szene für sie war (kommentieren) …und wie gut die Kinder das Meer gemacht haben und so. (Emotionen teilen).

III. Szene: Der König und die Katze

Klemens: schnappt sich die Krone: Jetzt bin ich der König.
Alina fragt Stefan leise: Stefan, was kommt jetzt für eine Geschichte?
Stefan: Jetzt kommt: „Der König und die Katze“.
Klemens und Stefan gehen zu den Instrumenten

Musik: Der König und die Katze

„Was machst Du“, fragt der König die Katze
„Ich lasse mir von der Sonne das Fell wärmen“,
sagte die Katze und streckte sich auf der Wiese aus.
„Dann ist die Sonne heute das Größte für Dich?“
„Heute schon“, sagte die Katze.
„Heute ist die Sonne mein König“
„Heute ist die Sonne mein König“
Der König dachte kurz nach. Dann zog er sein Hemd
aus und legte sich neben die Katze auf die Wiese und
ließ sich die Sonne auf die Haut scheinen

Alina: Miau! Und wird langsam zur Katze und beginnt mit einem Katzentanz beruhend auf folgenden Scores: STRECKEN / MIAUEN / GESCHMEIDIGKEIT, vielleicht durch die Reihen der Kinder, musikalisch begleitet von Stefan (Fragmente aus dem Lied „Der König und die Katze“, improvisatorisch…)
König Klemens kommt herein und schaut die Katze an.
Klemens: Was machst du?
Alina: Ich lasse mir von der Sonne das Fell wärmen. (streckt sich auf der Bühne im Licht vom Spot).
Klemens: Dann ist die Sonne heute das Größte für dich?
Alina: Heute schon. Heute ist die Sonne mein König.
Klemens überlegt.
Stefan (in Erzählerrolle): Der König dachte kurz nach. Dann zog er sein Hemd aus und legte sich neben der Katze auf die Wiese und ließ sich die Sonne auf die Haut scheinen.
Klemens reagiert zwar leicht irritiert, macht aber, was der Erzähler sagt, weil es ja so im Buch steht. Katze und König machen gemeinsam eine kleine „In der Sonne-Liegen“-Choreographie.
Ende Szene 3 direkter Übergang in Szene 4, „Der König und der Regen“.
Stefan und Klemens zu den Instrumenten und:

Musik: Der König und der Regen

 

Weitere Szenen:
Der König und der Regen
Der König und der Geist
Der König und der Himmel
Der König und die Könige

 

Zu den AkteurInnen:

Stefan Heckel

Heckel_sm_cr
Foto (c) Bernhard Schramm

Geb. 1969 in Graz, Studium an der Musikuniversität Graz, Diplom u. Mag.art. in Klavier Jazz und Instrumentalpädagogik sowie Kompositionsstudium an der Royal Academy of Music London.

Ensembles: Stefan Heckel Group: Produktion von drei Alben/Live Konzerte; Blaubauer: Wiener Akkordeonfestival 2004 und 2013; Trio Gstättner/Heckel/Sahmaoui: Produktion eines Albums, Publikumspreis beim Austrian World Music Award 2010; Mélange Oriental: Produktion eines Albums, Festivals Sounding Jerusalem, Musiksommer Boswil (CH), Prades Festival Pablo Casals (2008 und 2013), Steirisches Kammermusikfestival, Internationale Sommerakademie Wien-Prag-Budapest der Musikuniversität Wien; Mitglied im Wiener Zieharmonischen Orchester (Ltg. Otto Lechner);

Arbeit als Komponist: Al Quds Composition Award 2012, Harry Pepl Preis 2010, Leibnitzer Kunstpreis 1995
Aufträge von Graz Kulturhauptstadt 2003, Austria Cantat, Styria Cantat, Studio Percussion Graz, ÖBV Grabenfest 2005;

Workshops/Lehrtätigkeit/Arbeit mit Kindern: Kinderuni Graz 2012 – Kinderlieder von Heinz Janisch, Vertonung von Heinz Janisch’ „Ich bin der König“ für Kinderchor und UA bei Styria Cantat 2011, Improvisations-Workshop mit palästinensischen Kindern in Ost-Jerusalem (2006)
Musik zum Anfassen 2003 in Linz: Klang-Workshop mit Lehrlingen an der Berufsschule
Senior Lecturer am Jazzinstitut der Kunstuniversität Graz seit 2001

Alina Stockinger

Alina2_SW_sm_cr

Alina Stockinger, geboren am 14.01.1985 in Graz, lebt als freie Theatermacherin und Performerin in Graz und Barcelona. Sie hat eine jahrelange freie Tanzausbildungen in den meisten Stilen (Contemporary, Modern, Hip Hop, Ballett), kürzere Ausbildungen in den Bereichen Clownerie & Schauspiel, das einjährige Masterstudium Creation of Street Arts (Fira Tàrrega & Universidad de Lleida), sowie ein Anglistik/Amerikanistik und Hispanistik-Diplomstudium mit Schwerpunkt auf Literatur im Gepäck.

Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Performance im öffentlichen Raum, den sie mit Gruppen wie Eléctrico 28 (www.zwischendentassen.at), colabse (www.mesapara2.cat), Wandering Orquestra (www.wanderingorquestra.com), Fadunito (Zusammenarbeit in den Projekten „Adopted“, „+75“) und zweite liga für kunst und kultur („where is dance in town“: https://vimeo.com/53269495) in ganz Europa bespielt.

Doch auch auf der Bühne hat sie in diversen Tanz-u. Theaterstücken mitgewirkt, u.a. im Kinderstück „Der Kopf des Herrn Zopf“ unter der Regie von Christina Scheutz, bei der Styriarte 2010 in „O Gran Fernando“ von Adrian Schvarzstein und im Musik/Tanz/Impro-Projekt „Zeit (auf)nehmen“ mit Stefan Heckel unter der künstlerischen Leitung von Jessie Servenay.

Momentan arbeitet sie mit Eléctrico 28 an den neuen Projekten „Full House“ (Graz) und „Sternstunden der Menschheit“ (Graz/BCN) und mit colabse an „Cenas clandestinas“ (BCN)

Klemens Bittmann

bittmann_klemens©Heinz_Mitteregger_sm_cr
Foto (c) Heinz Mitteregger

Geboren in Graz. Diplom im Fach Klassische Violine 2004 an der Kunstuniversität Graz. Studium der Jazzgeige bei Didier Lockwood am Didier Lockwood Music Center in Paris. Ensembles: Beefólk, Folksmilch, Radio String Quartet und das Duo BartolomeyBittmann, bei denen er als Geiger, Mandolaspieler und Komponist aktiv ist. Arbeit als Studioarrangeur und Studiomusiker für Streicher-Arrangements sowie als Workshopleiter.

Zusammenarbeit mit:

Wolfgang Muthspiel, Alegre Correa, Gerald Preinfalk, Klaus Paier, Georg Gratzer, Alex Deutsch, Radio String Quartet, Ulfried Staber, Stefan Heckel, Helgi Jonsson, Christian Muthspiel, Wolfgang Temmel, Mercedes Echerer, Thomas Mauerhofer, Christian Bakanic, AnnaF, Ramona Gillard, Valerie Sajdik, Maria Bill, Ursula Strauss, Sandy Lopicic, Alexander Tschernek, Olivier Tambosi, Cornelius Obonya, Andrea Eckert, Erich Oskar Hütter, Paul Gulda u.v.a.

Klemens Bittmann spielt eine Violine von Josephus Pauli (Linz, 1817), eine Mandola von Markus Kirchmayr (Natters in Tirol, 2004) und Saiten von Thomastik-Infeld Vienna.

Christina Scheutz

Christina_sw_cr

Geboren 1981 in Salzburg, studierte Jus in Graz und Schauspiel in Paris. Preisträgerin „Jungwild“ 2010 und 2011 für die Jugendtheaterproduktionen „Old Women Melodies“ und „In mir ist ein Tornado“. 2012 Spezialgeförderte des Landes Steiermark „Atelier Rondo“, 2013 BMUKK-Startstipendium für darstellende Kunst. Seit 2008 Rote Nasen Clown.
Sie lebt und arbeitet als freischaffende Regisseurin und Performerin in Graz